Die Festung
Text Maria Teresa Corso.
Das Städtchen Marano wurde auf einem antiken Festungsgelände errichtet: Zuerst Bastion des Patriarchats von Aquileia und dann, jahrhundertelang, in den Händen von Venedig. Das historische Stadtzentrum hat dies, bezüglich dessen städtebaulicher Anlagen, berücksichtigt, da es, die Hauptstruktur betreffend, unverändert geblieben ist.
Angesichts der Bedeutung des Ortes, mit insgesamt einer halben Meile (etwa 620 Schritte) Umfang, mit Wällen und Graben, in den die Galeeren eindrangen, schützten die Festung, wie auch ihr Hafen, das Land vor maritimen Übergriffen.
Venedig versuchte mehrmals, diesen Ort zu erobern und in Brand zu setzen. Die patriarchalische Zeitspanne war für die Bevölkerung sehr unruhig, aber die Zeiten standen für den Einzug der Republik günstig. Sie verlangte 1420 von der Gemeinde die Kapitulation und die darauffolgende Allianz, wie alle anderen eroberten Küstenstädte und Häfen, neben der Region Friaul.
Die Festung umfasste folgende Gebäude:
- Bastion (von S. Antonio oder dem Mohren, der einzige, der heute noch besichtigt werden kann);
- Türme (der Cicocca oder Wartturm);
- Bastei oder Rundtürme oder Halbtürme (San Zuanne, San Marco, Bastioncino – kleine Bastei);
- Tore (de Mar, de Tera, dell’Orro, cioè margine – vom Meer, zu Land, aus den Randgebieten);
- Ritter
- Kurtinen
- Munitionslager und Lagerräume.
In der patriarchalischen Periode ( XI.-XV. Jh.) war die Gemeinde auch im Parlament der Patria del Friuli (Heimatland von Friaul) vertreten. Als Gemeinde nahmen die Vertreter Maranos, zusammen mit den anderen Klassen der Adligen, Klerikern und Gemeinden an den Versammlungsdebatten teil, die sich auf die Verteidigung des Vaterlandes, Kriegsfälle oder, das Senden militärischer Einheiten (talee militari) nach Friaul, bezogen.
Im Mittelalter wurde in Marano nicht nur im furlanischen Dialekt gesprochen, sondern man benutzte auch das, 1365 in den Verfassungen der Costituzioni della Patria del Friuli, erlassene Recht.
Es wird davon ausgegangen, dass das Statut der Gemeinde von Marano (Datierung unbekannt), auf der Grundlagenbasis der Verfassungsbestimmungen der Costituzioni della Patria ausgearbeitet wurde und sich darauf basierend weiterentwickelte.
Die Republik Venetien eroberte Jahr für Jahr alle Städte und Territorien der Adriaküste. Marano, um sich der Gewalt der venezianischen Truppen im Jahr 1420, zu entziehen. Nach dem Unterzeichnen des bekannten Kapitulationsvertrages, schloss sich der Republik an. Die Venezianer, die in die Festung eingedrungen waren, sandten einen Geistlichen oder einen Provveditore (Amtsperson) mit der Aufgabe, die Festung und alle Zivil-und justizpolitischen Aspekte, militärisch zu verwalten und die geltenden Regeln, der Verfassung der Costituzioni della Patria del Friuli, einzuhalten.
Der Amtsbeauftragte wurde für 16 oder 18 Monate mit der administrativen und militärischen Führung betraut. Diesem unterstand ein Vikar, der diesen auch in Urteilsfragen ersetzen konnte und der das utroque iure (Zivil-und kirchliches Recht) kennen mußte, einen Kanzler, der einem Notar gleichzustellen war und häufig auch Jura studiert hatte und einen Ritter mit polizeilicher Kontrollfunktion, zusammen mit zwei anderen Offizieren, der bekannten „Bravi oder Birri“ von A. Manzoni. Dieser kleine „Gerichtshof“ wurde direkt von Venedig gesandt; in der Festung trafen ein: Ein Gouverneur, der für 50 Fußsoldaten verantwortlich war, von denen ein Teil in den Privathaushalten untergebracht wurden, zwei Kapitäne, denen jeweils 25 Fußsoldaten untergeordnet waren, und ein Kanonier, der als Verantwortlicher für die, in der Festung befindlichen Schießpulverbestände und Waffen, fungierte.
In der Zeitspanne der habsburgischen Herrschaft (1513-1542) besaß Marano feudale Gerichtsbarkeit über verschiedene imperiale Villen im venezianischen Gebietsraum: Campomolle di Teor, die Gastaldia di Chiarisacco, Gonars, San Gervasio, Castel Porpetto, Rivarotta presso Palazzolo dello Stella.
Statue von Pietro Bernardo Bembo (1680) an dem historischen Gebäude der Gran Guardia (große Wache), zwei Fahnenstangen auf Prellstein des XVII. Jh. und der Turm mit Büsten und Epigrafen
Das Gebäude Ala della Gran Guardia (Flügel der großen Wache) oder Guardia della Piazza (Wache des Platzes)
Das Gebäude della Gran Guardia bewachte den Platz. In der Außenfassade, in einer Nische, ist die Steinstatue von Pietro Bernardo Bembo geborgen, auch bekannt als Piero Bimbi. Im Innern ist das steinerne Wappen von Andrea Contarini zu sehen. Vom XV-XVIII. Jh. beherbergte das Gebäude die Leibwache, die aus 50 Fußsoldaten bestand, um die Festung zu sichern.
Cicocca oder Corpo di Guardia de Mar (Seewache)
Das Gebäude, das die Festung auf der maritimen Seite bewachte, beherbergte 25 Fußsoldaten und befand sich in dem heutigen Gebäude Porta de Mar.
Im Jahre 1613 berichtete der Amtsbeauftragte Francesco Loredan dem venezianischen Senat: „Habe zwei Palisaden errichten lassen – eine von 16 Schritten, auf der Flanke der Cicocha, die zum Wachturm Sant’Antonio blickt und die andere, darunter, von 20 Schritten – eine von der anderen einhundert und dreißig Schritte entfernt“.
Gebäude delle Ragioni oder Loggia
Die alte Loggia (Loge) oder Palazzo della Comunità (Gemeindepalast), heute Privateigentum, ähnelt in architektonischer Form den anderen Logen in Padua, Muggia und Udine. Auf der Nordseite des Erdgeschosses, in Berührung mit dem Turm, sind noch die spitzen Steinbögen vorhanden, von denen aus man in den großen Salon, im ersten Stock, gelangte. Auf der Fassadenseite der Via Sinodo befanden sich die Pfosten, die Zweibogenfenster, die Baluster und die Archivolten der Fenster, die den Salon erhellten, in welchem 1421 Domenico Baietti von Udine gemalt hat.
1902. Marano ex Villa De Asaarta. Man beachte die zwei Bögen an den Fenstern: Fassade nach Norden.
Die Zweibogenfenster, die Anfang des XX. Jahrhunderts einen Privatsitz (Villa de Asaarta) verschönerten, schmückten mit großer Wahrscheinlichkeit die Fassade der Loggia.
Der lokale Historiker Tarcisio Dal Forno beschreibt den Salon des Palazzo della Comunità (Palast der Gemeinschaft) wie folgt: „Man sah die Decke die von Balken, die symmetrisch an den Seiten der Wände, auf steinernen Barbakanen befestigt waren, getragen wurde, während der Boden aus Fischgrätparkett-Eiche besteht und die Wände hier und dort mit Fresken bemalt sind; darunter bemerken wir das Gemeindewappen, das eine große Eiche darstellt, unter der sich ein Wildschwein an Eicheln weidet. An der Seite ist ein Adler mit geöffneten Flügeln vor dem Hintergrund des meerblauen Schildes dargestellt“.
Im Palazzo della Comunità wurden alle Regierungsabwicklungen der Festung abgehandelt. Im Salon, wo sich der Rat der Magnifica comunità versammelte, waren Holzbänke aufgestellt, während im Erdgeschoss, umgeben von schmiedeeisernen Toren, hielt man die öffentlichen Sitzungen ab, besser ausgedrückt, die Asta für die Fischereitäler, den „tòco“ oder jahreszeitliche Auslosung der „seraie“ (Fischfanggebiete), die Ausschreibung des „fontico“, d. h. des Ortes, wo die Lebensmittel, wie Öl und Mehl, die für das Leben in der Festung notwendig waren, verwaltet und vermarktet wurden.
Die historischen Mauern
Text Maria Teresa Corso.
In den letzten dreißig Jahren wurde die antike, dem Statut gewidmete Hingabe zur Serenissima, den Gemeindebürgern am ersten Tag des Jahres, vom Bürgermeister vorgelesen. Diese gibt einige relative Daten der Mauern wieder: Darin wird berichtet, wie ein Fischer, der sich ein neues Boot bauen wollte, gezwungen war, auf eigene Kosten nach Istrien zu fahren, um, zur Mauerverstärkung, eine Ladung Steine in die Festung zu bringen.
Es wurde immer darüber diskutiert, ob das Statut einem genauen Datum unterstünde: Für einige Gelehrte kann dies, laut sprachlicher Analyse, bis ins XV. Jahrhundert zurückverfolgt werden, während das Jahr 1623, das im Text erwähnt wird, einige Ergänzungen enthält.
Es gibt eine bekannte Redensart: „le mure le ze nostre (die eigenen 4 Wände)“, die von einem alten, maranesischen Lied aufgegriffen wird. In der Realität wurde das Material der Mauern von einem Bauunternehmer, Herrn Carandon, gekauft, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Muzzana del Turgnano, der Eigentümer anderer Parzellen in der Festung war.
Nachdem der Kaufpreis für das Material (der Steine aus Istrien) festgesetzt worden war, übergab Herr Carandon der Gemeinde die Mauer samt notarieller Urkunde. Aber die Mauersteine wurden von den Einheimischen als „unsere“ empfunden. Darauf basierte sich auch ein Lied Ende des XIX. Jahrhunderts: „… Le mure le ze nostre e no de Carandon, sior Pimico de note, ze ‘ndò in tombolòn …(die Mauern gehören uns und nicht Carandon… “).
Im Jahr 1894, sah sich die Gemeinde, aufgrund einer Reihe von Abhandlungen und Beschlüssen und Passagen von externen Regierungskommissaren, gezwungen, die Mauern abzureißen, wie viele andere Behörden, die in diesem Zeitraum – auf europäischer Ebene, der gleichen Strategie unterzogen wurden. Dies wurde durch die Entdeckung unterstützt, dass endemische und epidemische Krankheiten, mit dem Belüften des Umfelds, bekämpft werden konnten.
Das Bollwerk von Sant’Antonio
Das Bollwerk ist auch heute noch längs des Kanals von Molino zu sehen: Es wurde in das Werkseigentum der Igino Mazzola Spa integriert, die einige Abteilungen für das Einsalzen von Thunfisch daraus gewonnen hatte. Das Bollwerk erhielt seinen Namen von der S. Antonius Kirche, die im XVIII. Jahrhundert verschwand.
Bereits vor langer Zeit wurde die Fabrik Mazzola geschlossen. Einige neue Projektvorschläge zielen darauf ab, das Gebäude für einen Wohnkomplex zu renovieren, der auch die antiken Artefakte berücksichtigt. Darunter fallen die Rovinen von zwei alten, damals einverleibten Kirchen (die eine von S. Antonio und die andere von S. Pietro, zusammen mit den entsprechenden Friedhöfen), eine Zisterne aus dem XVI. Jh., die sich im Innern der Braida Palazzo Zapoga (ein, vor Ort angesäter Rasen), auf der Südseite der Fabrik, der heraldische Steinschild des Provveditore (Amtsträgers) Pietro Memmo (1571), der sich an der äußeren Fassadenmauer befindet, und das Schießpulver-Häuschen mit sechseckiger Basis, das 1610 von dem Provveditore (Amtsträger) Giuseppe Michiel, errichtet wurde.
Die Bastion von San Marco
1561, 27. April. Bericht des Amtsbeauftragten Marco Longo: „ … Ich habe immer für die korrekte Durchführung viele Boote von Piera Massegna, für eine sehr gute Summe, an Branntkalkmaterial gekauft, um die Bastion von San Marco ein für allemal einzuschmelzen.“
1594 bestand noch immer das Problem, aus dem Graben den Erdboden auszuheben, mit dem später die Bastion, d. h. Mezzaluna di San Marco (der Halbmond von San Marco), gefüllt werden würde.
Diese Bastion, so schrieb Tarcisio das Forno in den 50er Jahren: „.. Wo jetzt das Pfarrhaus ist, stand früher die Villa de Asaarta, die die Wohnhäuser der Apotheke, des verstorbenen Doktor Bianchi und Nachbarn umfasste“.
1971 wurde die Villa de Asaarta abgerissen, um das derzeitige Vorschulgebäude zu errichten.
Katasterkarte. Man beachte die abgerundete Bastion und die darauf erbaute Villa de Asaarta. Die Villa de Asaarta wurde 1898 auf der Bastion San Marco errichtet, deren Fundamente zu sehen sind. Man sieht, dass die, in die Fenster eingesetzten Zweibogen, der öffentlichen Loggia des XVI. Jh. angehörten.
Bastion von San Giovanni (Bastion des Heiligen Johannes)
Die eher rundlich angelegte Bastion erhob sich im Norden des Landes, unter dem Fundament des derzeitigen Gebäudes Z. G. Sie wirkte, neben der Bastion von San Marco, der Festung Maranuzzo entgegen, welche bekanntlich von den Erzbischöfen besetzt war. Gegen diese musste man sich stark widersetzen und dieser eine strenge Überwachung zuteilwerden lassen.
Die Bastion erhielt ihren Namen von der San Giovanni dei Battuti Kirche, die sich in der Nähe befand.
Bastioncino (Kleine Bastion)
Sie lag zwischen der Bastion von San Marco und dem Bollwerk von Sant’Antonio. Sie diente zur Verteidigung der Seite der Mauern, die vor der Insel von San Pietro lag, einem Ort, der einige Jahrzehnte lang, von den Erzherzögen aus dem Nachbarort Carlino, umstritten war.