Zusätzliches Gästehaus
Text: Arch. Mauro Rossetto.
Die Projektidee erstand aus der Observation der typischen Gebäude der Lagune Maranos: Das „Casòn Maranese (maranesische Fischerhaus)”, ein Bauwerk, das als natürlich bezeichnen werden kann und welches man häufig an der Flussmündung des Flusses Stella antrifft. Aus diesen Überlegungen heraus und infolge einer Besichtigung des „Padiglione del Libro di Venezia“, der 1991 von Maestro James Stirling, im Rahmen der „Biennale di Venezia“, realisiert wurde, ist man auf die Idee gekommen, ein solches Gebäude als Gästehaus auszulegen, welches sich in perfektem Einklang mit dessen Umgebung befände.
Das Bauwerk erhebt sich inmitten von Baumreihen und ist in den Naturpark mimetisch eingebettet. Seine Form und Materialien lassen es fast wie eine familiäre Präsenz erscheinen. Das Bauvorhaben ist auf der Seite des Naturreservats von autochthonen Baumarten abgeschirmt; die Hall wurde aus den Materialien und der charakteristischen Form der „Casòni Maranesi“, der maranesischen Fischerhäuser, erbaut. Auf der anderen Seite, die zur Straße blickt, wird das Bauwerk wiederum von einheimischer Vegetation abgeschirmt. Von einem linearen Grundriss, der auf einer tief liegenden Ebene entlang der Nord-Süd-Achse verläuft, ausgehend, nimmt das Gebäude, wie dessen Bauweise, eine primäre Form an. Die Collage formaler und strukturell, autonomer Elemente, wird durch die Verwendung unterschiedlicher Werkstoffe gelöst, die, durch Kombination, Kontrast, Änderung von Wanddicke und Textur, sowie durch die genaue Gestaltung deren Zusammenstellungen, an Ausdrucksstärke gewinnt. Das Projekt macht deutlich, wie sehr dieser räumliche Bezug zur Nord-Süd Achse das leitende Element der Anordnung erschlossener Umfänge darstellt und als Verbindungselement zwischen Straßenabgrenzung und Schutzzone wirkt.
Das Siedlungssystem schließt verschiedene Funktionstypologien ein: Zum einen, die Ermittlung der Kontinuität der Fußgängerwege entlang der Konstruktionsachsen und zum anderen, eine Neuerstellung öffentlicher Räume bezüglich einer Kontinuität des Projektes. Das Projekt sieht den Bau eines Gebäudes vor, das nach Planungs- und Umfangsachsen organisiert wird. Der planimetrischen Zusammensetzung entspricht eine volumetrische Konstruktion, die den präexistenten Gegebenheiten genau entspricht. Das Hauptziel bestand darin, einen neuen Anlaufpunkt des Stadtlebens zu schaffen, ohne dabei die typologischen und morphologischen Merkmale des alten Örtchens zu unterlassen. Anstatt sich wie ein monumentales, öffentliches Gebäude hervorzuheben, ruht das Bauwerk lieber mit der Leichtigkeit eines Daches über dem Straßenrand – wie eine offene, zugängliche Unterkunft, die sich nach außen erstreckt und von ihrer Umwelt eine wesentliche Qualität ausnutzt: das Licht, auf dem es sich formt. Die Regulierung des natürlichen Lichteinfalls dominiert die gesamte Komposition: von der Orientierung der Räume, zur Gestaltung der Raumabschnitte, bis zur Ausdruckskraft struktureller Lösungen.
Angesichts der Erfahrungen, die sich mit dem Bau der „Casoni“ des Besucherzentrums angesammelt haben, welche stetige und kostspielige, routinemäßige und außergewöhnliche Wartungsarbeiten erfordern, wurde ein Gebäude geplant, das aus herkömmlichen, auf moderne Weise hergestellten Werkstoffen, gebaut werden könnte, das auf Energieeinsparung und Nutzung alternativer Energien, unter Anfallen geringer Bau- und Wartungskosten, abzielt. Das Gebäude wird ein Bauwerk bescheidener Ausmaße sein (etwa 27 m x 17 m, am höchsten Punkt erreicht es knapp 8 m); die sehr weit vorstehenden Regenrinnen bedecken den äußeren Umfangspfad, der entlang der drei verglasten Gebäudeseiten verläuft. Auf diese Weise schafft das Dach durchgehende Schattenkegel an den Glaswänden, sodass keinerlei externe Abschottungen, wie z. B. Jalousien oder Balkone, angebracht werden müssen. Auf diese Weise kann das Erscheinungsbild des Gebäudes noch „sauberer“ gehalten werden.
Foresteria Cason Sarsegna, Valle Canal Novo
Via delle Valli, 4
33050 Marano Lagunare (UD)